Unser erstes Mal

Wie ihr ja wahrscheinlich schon wisst, sind nicht nur Eva, Daniel, Fabienne und ich vom CVJM aus in Chile unterwegs, sondern es gibt seit diesem Jahr auch ein „Team Santiago“. Ellen und JoJo  (deren Blogs ihr auch gerne besuchen könnt: Einfach auf die Namen drücken) werden nämlich neun Monate lang im YMCA Santiago arbeiten und dort die bereits vorhandenen sozialen Projekte unterstützen und gegebenenfalls neue mit aufbauen. Da Santiago ja nicht all zu weit von uns weg ist, war von Seiten des CVJM Deutschland schon von Beginn an ein monatliches Treffen unserer beiden Teams, zum Austausch und zur Reflexion angedacht. Das ist für uns auch nicht nur im Bezug auf die Arbeit hilfreich, sondern eröffnet uns auch die Möglichkeit die Hauptstadt kennen zu lernen. In den vergangenen sechs Wochen, hatten wir nun auch schon jeweils unser erstes Mal in der fremden Stadt und davon möchte ich euch nun berichten:

Team Santiago goes Valpo:

Der Besuch von Ellen und JoJo bei uns ist nun zwar schon etwas länger her, aber ich habe auch bereits in einem meiner letzten Blogeinträge angekündigt, dass ich euch von dem chilenischen Nationalfeiertag den „Fiestas Patrias“ berichten will. Auch wenn der eigentliche Feiertag nur Montag 18 September war, wurde in ganz Chile ganze fünf Tage lang gefeiert. Nämlich von Freitag bis Dienstag und genau in dieser Zeit waren auch Ellen und JoJo da. Auch wenn wir direkt von Freitagabend bis Sonntagabend auf dem YMCA Camp in Colliguay waren- von dem ich euch in meinem anderen Blogeintrag berichte- konnten wir den eigentlichen Feiertag, den „Dieciocho“ (dt. Der Achtzehnte) gemeinsam in Valparaíso verbringen. Der eigentliche Anlass für die Feierlichkeiten ist die erste Versammlung der chilenischen Regierung im Jahre 1810, also die frisch errungene Unabhängigkeit. Da die Chilenen- wie ich bis jetzt schon des Öfteren beobachten konnte- einen sehr großen Nationalstolz besitzen, wird dieses Jubiläum jedes Jahr gebührend gefeiert. Und auch wir haben uns natürlich nicht Lumpen lassen und haben in den zwei Tagen, in denen wir nicht arbeiten mussten ordentlich mitgemischt.

Auf unserem Programm stand beispielsweise der Besuch zweier „Fondas“ bzw. „Ramadas“. Diese kann man sich in wie eine Art chilenischer Volksfeste vorstellen, von denen es nur während der Fiestas Patrias viele verschiedene in den unterschiedlichen Städten gibt. Dort kann man wie bei uns einige Fahrgeschäfte und allerlei Buden besuchen. Was mich am meisten überrascht hat, war die schier riesige Anzahl an Besuchern. Man wurde manchmal schlichtweg durch die Gänge geschoben, so etwas kann man bei uns glaube ich nur mit dem Oktoberfest vergleichen. Auch vor den Fahrgeschäften, in denen es hier eher etwas abenteuerlich und für deutsche Standards sicherheitstechnisch undenkbar zugeht, stand teilweise eine fünfzig Meter lange Schlange. 

Den Großteil der Fonda machten aber die schier unendlichen Essensbuden aus, von denen jeder mit Tonnen von Chile Flaggen und ganz traditionell mit Laubblättern im Dach verziert war. An diesen Ständen konnte man überall mehr oder weniger die selben, typisch chilenischen Speisen erwerben, die ich euch nun einmal kurz vorstellen will! Die meisten gibt es auch immer auf privaten Grillpartys oder einfach frisch auf die Hand auf der Straße zu kaufen!

 

Empanadas:

 

Sind in Südamerika verbreitete, frittierte bzw. gebackene Teigtaschen, die mit verschiedenen Zutaten gefüllt werden. Die typisch chilenischen „Empanadas de Pino“ sind jedoch stets mit Hackfleisch, Zwiebeln, einem gekochten Ei, Rosinen und einer Olive gefüllt.

Completos:

Die chilenische Hot Dog Variation: Ein Hot-Dog-Brötchen gefüllt mit einem Würstchen (das Teilweise nicht gaanz so viel Geschmack hat), Tomaten, Avocado (Chile ist übrigens einer der größten Avocado Exporteure, was aber auch seine Probleme für das Land, bezüglich des enormen Wasserverbrauchs mit sich bringt), Ketchup und gaaaanz viel Mayo. Diese Completos sind auch echt lecker, wenn der Verkäufer nicht mal wieder völlig mit der Mayo übertreibt.

Anticuchos:

Sind Fleischspieße mit Rind- und Schweinefleisch, Zwiebeln und aufgeschnittenen Würstchenstücken. Die gibt’s nicht nur auf den Fondas sondern vor allem auch beim traditionellen Familiengrillen am "Dieciocho", oder eben auch das ganze Jahr vom Grill auf der Straße.

Choripan:

DIE chilenische Bratwurstsemmel. Auch wenn wir mit der Nürnberger Bratwurst ja wirklich verwöhnt sind, muss ich sagen, dass die chilenische Variante mit CHORIzos (Würstchen) in einem PAN (Brot) definitiv auch was hat.

Churros:

Sind sternförmige frittierte „Würstchen“ aus Brandteig, die richtig lecker schmecken. Am besten sind aber die „Churros Rellenos“, die mit Manjar bzw. Dulce de Leche gefüllt sind. Manjar ist ein in ganz Südamerika verbreiteter Brotaufstrich und für uns hier eine Art Nutellaersatz. Er wird aus Milch, karamellisiertem Zucker und Vanille hergestellt und ist mit großen Abstand meine Lieblingsleckerei in Chile, auch wenn ich gefühlt schon so viele süße Sachen hier gegessen habe wie im ganzen letzten Jahr in Deutschland noch nicht.

Terremoto (dt. Erdbeben):

Ist das chilenische Nationalgetränk, das fast ausschließlich an den Fiestas Patrias getrunken wird. Es ist ein Cocktail gemischt aus Weißwein (meist Vino Pipeño ein süßer fermentierter Wein), Fernet Branca (ein Bitterspirituose), Ananaseis und Grenadine Sirup. Ist mir persönlich viel zu süß, wie fast alles hier :D. Außerdem glaube ich, dass man -wenn man zu viel davon erwischt- tatsächlich keinen so festen Stand mehr hat, genauso wie bei einem Erdbeben also.

Natürlich haben wir, nachdem wir uns von unseren nächtlichen Aktivitäten ausgeruht hatten, auch versucht unserem Besuch aus Santiago die Stadt und die Umgebung zu zeigen. Leider hat uns nur das Wetter und unser erster Team Skype mit Daniel Gass -unserem deutschen Mentor- etwas einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotzdem konnten wir etwas gemeinsam durch die Stadt spazieren und unsere Lieblingsorte zeigen. So ging dann auch mein bisher längstes verlängertes Wochenende vorbei und ich kann nur sagen schön wars!

Team Valpo goes Santiago:

Am zweiten Oktober war es dann auch für uns endlich so weit und wir konnten mit Juan unserem Anleiter zusammen in den Bus nach Santiago steigen, um dort mit Ellen und JoJo unseren ersten Mini-Seminartag zu verbringen. Juan Rodriguez, der Verantwortliche in Santiago hat die verschiedenen Einheiten richtig gut und interessant gestaltet, sodass wir viel Spaß hatten aber auch über wichtige Themen sprachen. Gemeinsam haben wir zunächst unseren ersten Monat Revue passieren lassen und uns darüber ausgetauscht, was uns (nicht) gefallen, überrascht und vielleicht sogar Schwierigkeiten bereitet hat. Außerdem haben wir sowohl unsere eigenen Erwartungen von den kommenden acht Arbeitsmonaten, als auch die Erwartungen, der beiden Juans an uns als Volontäre gesammelt. Schließlich haben wir gemeinsam überlegt, wie wir uns mit unseren persönlichen Talenten am besten in die Arbeit des YMCA einbringen können und mit welchen neuen Projekten wir diese bereichern könnten. Auch wenn der Tag echt anstrengend und ziemlich voll von Input war, hat er mir super gefallen und richtig gut getan! Deshalb freue ich mich auch bereits auf unser nächstes Treffen, das dann wieder in Valparaíso sein wird.

Da wir am Dienstagmorgen nur noch eine kleine Abschlusseinheit hatten blieb uns noch der ganze Tag, um den örtlichen YMCA und natürlich die Stadt zu erkunden. Der „Guay Central“ also das zentrale YMCA Gebäude ist im Vergleich zu unserem in Valpo extrem riesig, was wahrscheinlich auch daran liegen mag, dass Santiago selbst etwa 20 Mal mehr Einwohner hat als Valparaíso, nämlich 6,5 Millionen. Zusätzlich hat der YMCA dann auch noch zwei Zentren in etwas ärmeren Vierteln der Stadt, die wir aber noch nicht gesehen haben. Stattdessen hatten wir am Nachmittag endlich Zeit für unsere lang ersehnte Sightseeingtour. Mit Ellen und JoJo als Guides haben wir uns zunächst auf den Weg in die Innenstadt gemacht. An vielen Hochhäusern aber auch altertümlichen Gebäuden, die an längst vergangene Zeiten erinnern ging es dann zu dem Hügel Cerro Santa Lucia, der wie eine grüne Lunge Mitten im Zentrum der sonst oft so versmogten Stadt gelegen ist. Nach einem Aufstieg durch die wunderschön angelegten Gärten konnten wir oben angelangt eine tolle Aussicht genießen.

Eine eben so schöne Sicht bot sich uns auch bei unserer letzten Station und meinem persönlichen Highlight: dem Costanera Center. Vom 62sten Stockwerk des höchsten Gebäudes Südamerikas aus, haben wir den Sonnenuntergang und den beeindruckenden Blick auf die Millionenmetropole bei Nacht genossen.

Danach konnten wir noch kurz ein bisschen deutsche Luft schnuppern und in einem der wenigen H&Ms Chiles, der sich in der Mall des Costanera Centers befindet, shoppen gehen. Ein gelungener Tagesabschluss finde ich!

Was wohl eher weniger gelungen ist war, dass wir wegen der Shopperei den letzten Bus nach Valparaíso verpasst haben... Upsi..So hat sich unser Aufenthalt dann ungewollt noch mal um eine Nacht verlängert und wir mussten dann am nächsten Morgen um 6:20 Uhr aufbrechen um rechtzeitig zur Arbeit wieder zurück zu kommen. Das war aber nur halb so schlimm, weil man in den Reisebussen in Chile wirklich gute Nickerchen machen kann! So sind wir dann mehr oder weniger ausgeruht auch endlich wieder daheim angekommen.